Blogeintrag 2: Streitthemen in der Terraristik


Blogeintrag 2: Streitthemen der Terraristik (Erstveröffentlichung am 4. Februar 2017)

ich habe vor einiger Zeit ein Posting gesetzt. "echte Pflanzen im Terrarium. Ein absolutes MUSS, oder gehts auch ohne?"

Und schon ging es los mit der Streiterei....

 

Echte Pflanzen, wirklich ein muss?

Die Pro-Pflanzen / Naturnah-Fanatiker behaupteten, es geht eindeutig nicht ohne. Denn nur mit Pflanzen wär ein Tier im Terrarium wirklich zufrieden. Nur mit Pflanzen könne man ein angenehmes Klima erzeugen.... und und und. Man lies gar nicht erst Argumente zu für Kunstpflanzen. Nein, Kunstpflanzen sind was b ö s e s !

So musste ich feststellen... Auch bei diesem Thema gibt es zwei Lager in der Terraristik. Die Leute, die keinerlei grünen Daumen haben und auch teilweise deswegen sowie aus Kostengründen zu künstlicher Bepflanzung greifen - und auf der anderen Seite die Leute, die sich auf "Naturnah" und "bloss nix anderes wie echte Pflanzen" fixiert haben.

Leute wie ich, die ja nun mal überhaupt keinen Grünen Daumen haben und denen Pflanzen ständig eingehen, die setzen auch in den Terrarien keine echten Pflanzen ein. Denn es würde bedeuten, dass man permanent und immer wieder neue Pflanzen nachkaufen müsste, um die kaputten zu ersetzen. Zudem ist der Pflegeaufwand von echten Pflanzen extrem hoch. Man kann Pflanzen ersäufen, vertrocknen lassen, zu dunkel stehen lassen, zu hell.... und und und.... Auch muss das Terrarium immer wieder gereinigt werden. Plattgewalzte Pflanzen müssen entfernt und ersetzt werden. Also ein hoher finanzieller Aufwand!
Somit spricht vieles für den Einsatz von Kunstpflanzen. Künstliche Pflanzen sind aus Plastik, Stoff oder sogar Seide. Künstliche Pflanzen bedürfen keiner Pflege, machen keinen Dreck, müssen nicht ersetzt werden, können nicht plattgewalzt werden. Sie sehen vorallem sehr echt aus, wenn man etwas mehr als nur ein paar Franken/Euro einsetzen will.

 

Ein weiteres Streitthema ist die Fütterungsart und der Fütterungsort von Schlangen.


Da gibts einerseits die "nur lebend"-Fraktion, die strikte behauptet "nur das ist natürlich und artgerecht, Schlangen sind keine Aasfresser!". Und dann gibt es andererseits die andere Seite, die sich sagt "ich habe keine lust auf eine zerbissene Schlange!"

Aber wie ist nun die Sachlage? In den Tierschutzverordnungen der Schweiz und Deutschland ist es eigentlich ganz klar verankert: Lebendfütterung ist illegal. Die Tierschutzverordnungen beider Länder stellen eindeutig klar dar, dass es strikte verboten ist, einem Wirbeltier "vermeidbare Schmerzen zuzufügen". Doch was sind "vermeidbare Schmerzen"?
Dem entgegengesetzt ist die "artgerechte Fütterung". Ist es wirklich artgerecht, einer Schlange eine Tiefkühl-Maus anzubieten? Die Fraktion "Lebendfütterung" sagt "nein!", die Fraktion "Totfütterung" sagt "ja!". Im Gesetz stehen dazu nur schwammige Formulierungen wie "jedes Tier muss seiner Art entsprechend gefüttert werden." Wie findet man hier also jetzt den richtigen Weg?

Ich persönlich finde, dass es jeder so machen sollte, wie es das Gesetz seines Landes vorschreibt. Für die Schweiz gilt hier also eine ganz klare Totfütterung. Alles andere ist gemäss der Verordnung "keiner darf einem Wirbeltier vermeidbare Schmerzen zufügen" verboten. Somit ist es für mich auch klar, dass die Fütterung mit Frostfutter zu bevorzugen ist. Vorteile sind hier eindeutig diese: Keine Käfige in der Wohnung, kein Futteraufwand fürs Futter, keine zerbissenen, angenagten, verwundeten Schlangen.
Vorteil von Lebendfütterung: Man weiss, was die Futtertiere vorher gefressen haben, man weiss, dass sie gesund und artgerecht gehalten wurden.

Bezüglich des Ortes der Fütterung gibt es auch wiederum zwei Fraktionen. Eine Fraktion, die strikte und stur der Meinung ist: "ich füttere NUR und ausschliesslich im Terrarium!", die andere Fraktion ist die Boxenfütterungs-Fraktion, die sagt "ich hab keine Lust auf Dreck und Futtertiergeruch im Terrarium".
Hier gibt es meines Wissens nach keine klare Gesetzeslage, keine gesetzlichen Vorgaben oder Anweisungen. Das wiederum machts schwierig, sich dazu zu äussern.

die Nachteile der Terrarienfütterung: Bodengrund kann mitgefressen werden, die Futtertiere können, insofern lebend gefüttert wird, ihren ekelhaft stinkenden Panikkot und Urin überall im Terrarium verteilen, die Schlangen werden in der Regel auch "terrarienbissig". Die Terrarienfütterungs-Fraktion ist der Meinung, dass es absolut inakzeptabler Stress für die Schlange bedeutet, "ständig aus dem Terrarium gerissen zu werden". Und Stress ist für die Tiere jederzeit und immer zu vermeiden. Vorteil für die Terrarienfütterung ist hierbei dieser: Man benötigt keine extra-Boxen, man spart sich also das zusätzliche Material.

Ich für meinen Teil denke, es hat nur Nachteile, im Terrarium zu füttern. Ich persönlich gehöre also zur "Boxenfütterungs-Fraktion". Vorteil der Boxenfütterung ist es halt, dass die Terrarien sauber bleiben, dass niemals Futtertiergeruch hineingelangt und die Schlangen niemals extrem terrarienbissig werden. Ein weiterer Vorteil ist es, dass sich die Tiere auch problemlos ans Anfassen gewöhnen, das so genannte "Handling" wird zwar auch da auf ein notwendiges Minimum reduziert, aber durch die Fütterungen ausserhalb des Terrariums sind sich die Tiere gewöhnt, angefasst zu werden. Daher ist beispielsweise ein Tierarztbesuch, sollte dieser mal notwendig sein, auch absolut kein Problem. Die Schlangen müssen nicht minutenlang durchs Terrarium gejagt werden, es gibt keine Beisserei, kein Stress.
Nachteil der Boxenfütterung ist meiner Meinung nach nur die zusätzlichen Boxen, die irgendwo untergebracht werden müssen, wenn diese nicht in Verwendung sind. Das kann durchaus etwas mühsam sein.

 

drittes ewiges Streitthema ist wohl der Bodengrund. Da gibts grob unterteilt die "Walderde"-Fraktion", die "Terraristik-Fachhandel"-Fraktion und die "Hobelspäne"-Fraktion.

Die Walderde-Fraktion behauptet "Nur Walderde ist der richtige Bodengrund. Egal für welches Tier, es sei denn es sind Wüstenbewohner".
Walderde - Woher bekommt man sowas überhaupt? Die Walderde-Fraktion sagt dazu schlicht und ergreifend "geh im Wald holen". Ah ja... Wie bereits an anderer Stelle erwähnt (siehe Blogeintrag "Geiz ist geil!"), stellt es einen Diebstahl dar, einfach in den nächstgelegenen Wald zu stiefeln und Erde Schubkarrenweise herauszuschaufeln. Selbst wenn nur eine einzige Schaufel voll mitgenommen wird, ist und bleibt es Diebstahl, wenn keine explizite Erlaubnis dafür eingeholt wurde. Walderde ist nicht einfach so für jedes Tier geeignet. Wozu Walderde, wenn zb ein Tier im natürlichen Habitat auf eher trockenem sand-erdigem Boden lebt? Ist dann die feuchte Walderde immer noch das beste?

Zweite Fraktion ist die "ich kauf alles im Fachhandel"-Fraktion. Die schwören auf sterilisierten Kokoshumus oder spezielles "Snake-Bedding" (Holzschnipsel oder Buchenhackschnitzel), natürlich alles möglichst sterilisiert, klinisch rein. Weil ja böse Bakterien oder sonst was im Bodengrund lauern könnte?

Die dritte Fraktion ist hier dann die "Hobelspäne"-Fraktion. Hier gilt offenbar"je billiger desto besser". Hauptsache, das Tier hat irgendwas an Bodengrund. Hobelspäne sind da schön billig und bequem. Aber werden hier noch die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt?

Warum müssen Terrarianer immer streiten? Warum kann man sich nicht darauf einigen, keine einheitliche Meinung zu haben? Warum muss hier gezankt, gestritten, beleidigt, angegriffen werden?

Man kann doch einfach die Meinung des jeweils anderen akzeptieren. Als einzige Bedingung würd ich hier das Tierwohl sehen. Ist eine Haltung zu beanstanden, weil ein Tier falsch gehalten wird, sollte jeder Terrarianer höflich aber bestimmt eingreifen. Jedoch immer mit Bedacht und Vorsicht. Denn wie oben erwähnt gibt es manchmal DIE Lösung, manchmal aber eben auch nicht. Manchmal muss man was sagen, wenn etwas essentielles falsch läuft. Aber gerade in den oben genannten Themen muss man nicht zwingend zu einer Übereinstimmung gelangen. Man kann doch auch sagen: "du machst das so, ich machs halt anders". Streiten bringt in bestimmten Punkten einfach nichts ausser miese Stimmung.

 

Fazit:

Ihr wollt echte Pflanzen im Terrarium? Dann macht das so. Aber akzeptiert auch, dass es Kunstpflanzen-Liebhaber gibt!

Ihr wollt eure Schlangen in Boxen füttern und auch noch lebend? Dann tut das, aber greift nicht Terrarianer an, die in ihren Terrarien füttern wollen!

Ihr haltet steriles "Bedding" vom Fachhandel oder Walderde für das einzig richtige? Dann macht das in eure Terrarien und lasst die Personen mit anderer Meinung einfach in Ruhe.

Akzeptiert einfach mal die Meinung eines anderen. Es gibt Themen, da werden wir alle nie einer Meinung sein. Das ist so, das bleibt so.

Respekt und Achtung einander gegenüber ist hier das Schlüsselwort. Denkt mal drüber nach.