Blogeintrag 3: Powerfeeding (Erstveröffentlichung 20. Juni 2018)

Mir ist vor ein paar Tagen auf Facebook ein Foto mit einem entsprechenden Text "über den Weg gelaufen", der mich schockiert hat. Zu sehen war eine Schlange, genau genommen eine Kornnatter, in einer Plastikbox auf Zeitungsschnipseln, die vor einem Jahr geschlüpft ist, also eine so genannte "17er Nachzucht". Der Besitzer palaverte überhaus stolz daher, dass das Tier bereits 350 Gramm auf die Waage bringt (sic!) und sicher nächstes Jahr somit zuchtbereit ist. Die Natter würde jede Woche zwei adulte Mäuse verspeisen und sei gesund und munter. Die Eltern der Schlange wären ja auch sehr stämmige Tiere von 850 bzw 1000 Gramm Gewicht, daher liege das stolze Gewicht in den "guten Genen".

Man stelle sich das vor, eine Kornnatter von einem ganzen Kilo Körpergewicht! (Normal wäre in etwa 400 Gr für ein Männchen, 600 Gr für ein Weibchen) Und der Besitzer, der sich Züchter schimpft, ist auch noch stolz auf das massive Übergewicht seiner Tiere.

Nun... das nennt man in Fachkreisen "Powerfeeding". Dieser englische Begriff beschreibt das exzessive Mästen von Tieren, insbesondere von Schlangen, vorallem in den ersten Lebensmonaten bzw Jahren. Da wird das Tier gefüttert, was das Zeutg hält. Alle drei, vier Tage bekommt die Schlange Futter und legt so extrem schnell an Gewicht und Grösse zu. Das Tier kennt nur Fressen, Koten, Häuten.

Ist dieses Vorgehen aber nun sinnvoll?

Meiner Meinung nach ein ganz klares Nein! Powerfeeding ist völliger Blödsinn. Es schadet dem Tier, es schadet dessen Gesundheit! Und das nicht gerade in geringem Masse!

Wie man ja bei Gänsen beispielsweise gut kennt, gibt es die so genannte Stopfleber. Den armen Gänsen wird Futter in den Schlund gestopft, ob sie fessen wollen oder nicht! Und das führt zur (gewünschten!) Stopfleber, die in einigen Kreisen als Delikatesse gilt. Das Organ schwillt zu unnatürlicher Grösse heran, nimmt eine ebenso unnatürliche helle Farbe an. Was bei Gänsen passiert, das passiert auch bei Schlangen! Auch hier leiden die inneren Organe extrem, wenn man Powerfeeding betreibt. Auch hier führt die exzessive Nahrungsaufnahme zu Stopfleber, Herzverfettung und weiteren erheblichen Organschäden. Des weiteren leidet auch die Skelettstruktur durch das unnatürlich rasante Wachstum.

Im Gegensatz zu Gänsen (mutmasslich?) oder uns Menschen jedoch verfügen Schlangen meiner Meinung nach nicht wirklich über ein Sättigungsgefühl. Sie fessen, sobald sie was zwischen die Zähne bekommen. Denn Schlangen sind von Natur aus eigentlich Hungerkünstler. Sie kommen Wochen- ja sogar Monatelang ohne Futter aus! Eine Schlange bekommt in der Natur nicht alle zwei oder drei Wochen eine Maus vorgesetzt. Daher gilt bei diesen Tieren: "ich fresse, wenn ich etwas erbeuten kann!"

Für mich persönlich ist Powerfeeding eine ganz besondere Variante der Tierquälerei. Denn Powerfeeding quält das Tier. Powerfeeding ruiniert die Gesundheit. Powerfeeding reduziert die Lebenserwartung erheblich!